Jul 7, 2022

Digitale Gesundheit: Welche Vorteile hat die Telematikinfrastruktur?

Vorteile der Telematikinfrastruktur für Arztpraxen und Kliniken

Erfahren Sie, was die Telematikinfrastruktur ist und welche Vorteile sie sowohl Patient:innen als auch Arztpraxen und Kliniken bietet.

Seit 2019 ist der Anschluss an die Telematikinfrastruktur für alle vertragsärztlichen und vertragspsychotherapeutischen Praxen verpflichtend. Dabei sind längst nicht alle Ärzt:innen von ihrem Nutzen überzeugt.

In diesem Artikel möchten wir erklären, was die Telematikinfrastruktur ist und warum sie langfristig ein effizienteres Gesundheitssystem ermöglicht. 

 

Was ist die Telematikinfrastruktur?

Die Telematikinfrastruktur (TI) lässt sich als "Datenautobahn unseres Gesundheitswesens" veranschaulichen. Sie bietet die technische Basis für die Kommunikation zwischen Arztpraxen, Krankenhäusern und weiteren Institutionen und ermöglicht einen schnellen und effizienten Datenaustausch. Zugleich gewährleistet sie sicheren Zugriff auf sensible Gesundheitsdaten.

Dabei ist die Telematikinfrastruktur kein schlichtes Sender-Empfänger-Modell, sondern erlaubt wechselseitigen Austausch und Interaktion für die Nutzer:innen verschiedener Anwendungen. Das Ziel liegt darin, die Qualität der medizinischen Versorgung weiter zu verbessern. Folgende Anwendungen können dabei genutzt werden: 

  • E-Rezept 
  • Elektronische Patientenakte (ePA) 
  • Elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU) 
  • Elektronischer Medikationsplan (eMP) 
  • Elektronischer Arztbrief (eArztbrief) 
  • Notfalldatenmanagement (NFDM) 
  • Versichertenstammdatenmanagement (VSDM) 

Zugang zur Telematikinfrastruktur erhalten Sie über einen Konnektor und das E-Health-Kartenterminal. So können Sie auf die oben genannten Anwendungen in der Telematikinfrastruktur zugreifen. Ist der Konnektor Ihrem Praxisverwaltungssystem verbunden, können Sie die Versichertendaten der elektronischen Gesundheitskarte über das Kartenterminal automatisch auslesen. Der Konnektor übernimmt dann Sicherheitsaufgaben, wie beispielsweise das Verschlüsseln und Signieren von medizinischen Dokumenten und die Übertragung personenbezogener Daten. 

Diese Vorteile haben Praxen und Krankenhäuser 

Der Anschluss an die Telematikinfrastruktur bietet Praxen und Krankenhäusern Potenzial für weiteres Wachstum und langfristigen Erfolg. Konkret ergeben sich vor allem die folgenden Vorteile:

1. Individuellere Behandlung von Patient:innen durch einfachere Kommunikation

Ärzt:innen kommunizieren untereinander und mit anderen Institutionen, um Patient:innen die bestmögliche Behandlung anbieten zu können. Über die Telematikinfrastruktur ist ein schneller und sicherer Datenaustausch möglich, wodurch auch kurzfristig Informationen sofort verfügbar sind, so dass Patient:innen keine Verzögerungen im Behandlungsprozess erleben müssen. 

Zusätzlich weist jede:r Patient:in ein individuelles Profil auf. Deshalb ist die Anamnese stets die Basis für das Stellen einer Diagnose. Es ist wichtig, Vorerkrankungen, Allergien, Risikofaktoren, Medikamenteneinnahme und weitere Details zu erfragen, um ein detailliertes Bild über Patient:innen zu erhalten. Sind wichtige Informationen schnell und vollständig verfügbar, können Ärzt:innen gezieltere Behandlungsmaßnahmen ableiten und Patient:innen zielgerichteter und individueller auf ihrem Weg zur Gesundheit begleiten. Die umfassende Behandlung wirkt sich wiederum positiv auf die Patientenzufriedenheit aus, was zu Weiterempfehlungen führt und damit zum zukünftigen Erfolg der Praxen beiträgt. 

2. Effiziente Dokumentation

Andere Branchen machen es vor: eine zentrale Plattform mit wichtigen Daten erleichtert die Dokumentation und den Zugriff auf wichtige Informationen ungemein. Auch kann die schnelle und einfache Verfügbarkeit verlässlicher Informationen im Notfall Leben retten. Statt Schränke voller Ordner mit Patientendaten kann ein zentrales Verwaltungssystem Ärzt:innen dabei helfen, praxisinterne Prozesse weiter zu verbessern. Zusätzlich führen effiziente Prozesse auch langfristig zu Kosteneinsparungen.

3. Wirksame Kostenübernahme

Nicht nur langfristig kann der Anschluss an die Telematikinfrastruktur Kosten einsparen, sondern auch gleich zu Beginn bieten sich wirtschaftliche Anreize. Denn die Anschaffungs- und Betriebskosten der Telematikinfrastruktur werden von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Konnektor und E-Health-Kartenterminal sind für Sie also umsonst. Zudem erhalten Sie quartalsweise eine Betriebskostenpauschale und können nach dem erfolgreichen Anschluss an die Telematikinfrastruktur weitere Förderungen beim GKV-Spitzenverband beantragen. 

Diese Vorteile haben Patient:innen

Die Telematikinfrastruktur verknüpft verschiedene Anwendungen des Gesundheitswesens miteinander, damit jeder Arzt und jede Ärztin Zugriff auf die Daten von Patient:innen haben. Für die Patient:innen bedeutet das vor allem Folgendes: 

1. Weniger Unterlagen für den Arztbesuch

Röntgenbilder, Medikationspläne und andere wichtige Dokumente liegen Praxen und Krankenhäusern elektronisch und auf Abruf vor. Patient:innen müssen sich also vor ihrem Arztbesuch keine Gedanken mehr machen, welche Dokumente sie benötigen und gegebenenfalls vorlegen müssen. Es reicht aus, dass sie lediglich mit ihrer elektronischen Gesundheitskarte zum Termin erscheinen. Das vereinfacht Prozesse und verhindert Verzögerungen durch fehlende Informationen. 

Das gilt auch in Notfällen: Sind Patient:innen beispielsweise nicht ansprechbar, können Notarzt und Rettungssanitäter alle Daten der elektronischen Gesundheitskarte auf dem Weg in die Notaufnahme einlesen. So sind Krankenhäuser besser vorbereitet, was im Ernstfall Leben rettet. 

2. Vermeidung von gefährlichen Wechselwirkungen bei Medikamenten

Gerade bei Patient:innen, die zeitgleich mehrere Medikamente einnehmen müssen, kann es zu gefährlichen Wechselwirkungen kommen. Das gilt vor allem dann, wenn verschiedene Ärzt:innen Medikamente verschreiben. Hier führen fehlende Informationen im schlimmsten Fall dazu, dass Patient:innen Medikamente einnehmen, die sich gegenseitig negativ beeinflussen. Ein elektronischer Medikationsplan beugt genau dieser Problematik vor. Über diesen können verschiedene Ärzt:innen aktuelle Informationen zu den Patient:innen abrufen und alternative Medikamente verschreiben, um die Risiken von gefährlichen Wechselwirkungen zu minimieren.

Fazit: Mit der Telematikinfrastruktur in die digitale Zukunft

Mit der Telematikinfrastruktur geht Deutschland den nächsten Schritt zur digitalen Gesundheit. Dabei wird von niemandem bestritten, dass es in der Vergangenheit immer wieder zu Verzögerungen gekommen ist, z.B. durch eine verspätete Auslieferung des elektronischen Heilberufsausweises (eHBA). Und dennoch wird die neue Telematikinfrastruktur langfristig zu mehr Individualisierung und Flexibilität in der Kommunikation aller Anwender:innen führen.

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