In sechs Schritten zur digitalen Arztpraxis
Wie Sie Ihre Arztpraxis erfolgreich digitalisieren können.
Weltweit hat sich die Gesundheitsbranche in den letzten Jahren stark verändert, insbesondere durch die Einführung digitaler Technologien. Das hat die Arbeitsweise von Kliniken, Arztpraxen und anderen Gesundheitseinrichtungen revolutioniert, zu besseren Ergebnissen für die Patient:innen und einer höheren betrieblichen Effizienz geführt.
Doch in Deutschland herrscht noch viel Nachholbedarf: Laut des Digital Health Index der Boston Consulting Group (BCG) landet das deutsche Gesundheitswesen im Frühjahr 2023 im Vergleich zu neun weiteren europäischen Ländern auf dem vorletzten Platz - während Estland, Dänemark und Spanien die Spitzenreiter sind.
Höchste Zeit daher für Ärzte und Ärztinnen hierzulande, sich mit den zahlreichen Möglichkeiten der Digitalisierung zu beschäftigen und so bessere Behandlungserfolge zu erzielen, die Patientenzufriedenheit zu erhöhen und den Umsatz zu steigern.
Wir zeigen Ihnen in diesem Blogpost, wie Sie beim Start in Ihre digitale Praxis vorgehen sollten.
Welche Herausforderungen kommen im Rahmen der Digitalisierung auf Arztpraxen zu?
Eine der größten Herausforderungen bei der Digitalisierung einer Arztpraxis ist der Widerstand gegen Veränderungen. Viele Mediziner:innen und deren Angestellte sind an traditionelle Methoden der Aktenführung gewöhnt, und die Einführung neuer Technologien und Prozesse kann überwältigend sein.
So finden 84 % von 538 befragten Ärzt:innen laut Statista, die Komplexität des deutschen Gesundheitssystem hindere den digitalen Fortschritt.
Einer weiteren Untersuchung der Bundesdruckerei zufolge sind knapp 75 % der befragten Ärzt:innen skeptisch in Bezug auf die Digitalisierung. Als Grund hierfür werden vor allem IT-Sicherheitsbedenken genannt. 7 % der Befragten wünschen sich sogar eine Abkehr von der Digitalisierung.
Aber auch die Sorge vor unkalkulierbaren Investitionskosten für die Implementierung neuer Soft- und Hardware, der Schulung des Praxispersonals und laufenden Kosten für die Wartung und den Support der Tools hält Arztpraxen von der Digitalisierung ab.
Nicht zuletzt fehlt es in den überlasteten Gesundheitseinrichtungen oftmals an Zeit, um sich mit einer sinnvollen Digitalisierungsstrategie zu beschäftigen. Dennoch, auch die Gesundheitsbranche kann sich dem digitalen Wandel nicht entziehen.
Denn digitale Tools haben auch überzeugende Vorteile, die wir Ihnen nachfolgend vorstellen.
Warum ist die Digitalisierung in Arztpraxen so wichtig?
Die Digitalisierung eröffnet Arztpraxen zahlreiche Vorzüge, von denen auch Ihre Patient:innen profitieren. Beispielsweise verbessert die Digitalisierung die Versorgung erheblich, indem sie den Arztpraxen einen einfachen Zugang zu den Patientendaten verschafft und so eine individuellere und effizientere Versorgung ermöglicht.
Durch die verpflichtende Einführung der elektronischen Patientenakte (ePA) und des E-Rezepts ab 2024 in Deutschland wird dies sogar gesetzlich forciert. Patient:innen, die nicht explizit dem Anlegen einer ePA widersprechen (sog. Opt-Out-Verfahren), erhalten automatisch eine digitale Akte.
Damit will Deutschland bei der Digitalisierung im Gesundheitswesen aufholen und Arztpraxen müssen zumindest hier mitziehen.
Doch auch wer der Digitalisierung eher skeptisch gegenübersteht, tut gut daran, sich mit der Materie so früh wie möglich auseinanderzusetzen. Neben einer besseren Patientenversorgung trägt die Digitalisierung erheblich zur Effizienzsteigerung der Praxisabläufe bei:
Wiederholende und zeitraubende Tätigkeiten werden reduziert, weil digitale Helfer beispielsweise die Terminplanung abnehmen, oder automatisiert Terminerinnerung versenden. Dadurch werden Ihre Mitarbeiter:innen entlastet und haben mehr Zeit, sich um andere Aspekte der Praxisverwaltung zu kümmern.
So gehen Sie bei der Digitalisierung Ihrer Praxis vor
Die Digitalisierung einer Arztpraxis ist nichts, was über Nacht geschieht. Vielmehr ist es ein kontinuierlicher Prozess, bei dem Sie Schritt für Schritt vorgehen und nacheinander einzelne Teilprozesse in Ihrer Praxis digitalisieren. Damit Sie hierbei schnell Erfolge sehen, gehen Sie am besten systematisch vor.
Schritt 1: Definieren Sie Ihre Digitalisierungsziele
Der erste Schritt bei der Digitalisierung Ihrer Arztpraxis besteht darin, Ihre Ziele zu definieren. Was erhoffen Sie sich von der Digitalisierung? Möchten Sie die Patientenversorgung verbessern, Verwaltungsaufgaben reduzieren oder den Umsatz steigern?
Sobald Sie Ihre Ziele festgelegt haben, können Sie damit beginnen, gezielt nach digitalen Tools und Diensten zu suchen, die Ihnen helfen, diese Ziele zu erreichen.
Schritt 2: Identifizieren Sie digitale Tools und Dienste
Der nächste Schritt besteht darin, digitale Tools und Dienste zu finden, die Sie bei der Zielerreichung unterstützen. Dabei sind besonders die folgenden digitalen Hilfsmittel und Dienste für Arztpraxen wichtig:
- Telematik-Infrastruktur: die Plattform für Gesundheitsanwendungen in Deutschland, die einen sicheren Zugriff auf die elektronische Patientenakte (ePA) bietet und ab 2024 verpflichtend für Arztpraxen ist, die Dienstleistungen für gesetzlich Versicherte erbringen.
- Die elektronische Patientenakte (ePA): Sie wird ab 2024 verpflichtend eingeführt für alle gesetzlich Versicherten und enthält digitale Aufzeichnungen der Gesundheitsdaten von Patient:innen, einschließlich Anamnese, Medikamentenplänen, Testergebnissen und Diagnosen.
- E-Rezept: Das E-Rezept ermöglicht eine digitale Verordnung von verschreibungspflichtigen Arzneimitteln und erleichtert den Verordnungsprozess für Arztpraxen sowie das Einlösen von Rezepten für Patient:innen. Eine Unterschrift per Hand und unnötige Wege innerhalb der Praxis entfallen. In Deutschland soll das E-Rezept zum 1. Januar 2024 verpflichtend für Arztpraxen eingeführt werden.
- Online-Terminbuchungstool: Telefonwarteschleifen gehören für mehr als die Hälfte aller Patient:innen zu den Hauptärgernissen in einer Arzt-Patienten-Beziehung. Mit einer Online-Terminvergabe wie von jameda können Sie die Wartezeiten Ihrer Patient:innen deutlich reduzieren und somit zu einer positiven Arzt-Patienten-Beziehung beitragen.
- Online-Videosprechstunden: Mit virtuellen Konsultationen können Ärztinnen und Ärzten ihre Patient:innen ortsunabhängig betreuen. Das ist besonders dann sinnvoll, wenn ein Termin außerhalb der Praxisöffnungszeiten stattfinden soll, der oder die Patient:in einen längeren Anfahrtsweg hat oder wenn das Ansteckungsrisiko minimiert werden soll.
Berücksichtigen Sie bei der Auswahl der passenden digitalen Tools Faktoren wie Kosten, Benutzerfreundlichkeit und Kompatibilität mit Ihrem vorhandenen IT-Praxissystem.
Außerdem ist es wichtig, dass Sie sich für digitale Tools und Dienstleistungen entscheiden, die den Vorschriften des Gesundheitswesens entsprechen, DSGVO-Vorgaben erfüllen und die Patientendaten schützen.
Schritt 3: Entwickeln Sie einen Digitalisierungsplan
Die Entwicklung eines konkreten Umsetzungsplans ist unerlässlich, um die digitalen Tools und Dienste Ihrer Wahl so reibungslos und effektiv wie möglich einzuführen. Der Plan sollte die erforderlichen Schritte umreißen, die für die Einführung erforderlich sind.
Zudem sollte darin festgelegt sein, wer von Ihrem Personal bei der Implementierung unterstützt und in welchem Zeitrahmen die Einführung eines bestimmten Tools oder Dienstes erfolgen soll.
Schritt 4: Schulen Sie Ihr Personal zu den digitalen Tools und Diensten
Die Schulung Ihres Personals im Umgang mit den neuen digitalen Tools und Diensten ist von entscheidender Bedeutung. Binden Sie Ihr Team schon von Anfang an mit ein, um eine hohe Anwenderakzeptanz zu erreichen.
Es ist wichtig, dass alle Mitarbeiter:innen die Technologie beherrschen und die Patient:innen bestmöglich betreuen. Bieten Sie fortlaufende Schulungen und Unterstützung an, um Ihre Angestellten bei der Einführung neuer Technologien und Arbeitsabläufe zu unterstützen.
Schritt 5: Kommunizieren Sie die Änderungen an Ihre Patienten
Eine wirksame Kommunikation mit Patient:innen ist bei der Einführung neuer Tools und Dienste von entscheidender Bedeutung.
Die Patient:innen müssen die Vorteile verstehen, die Sie durch die Digitalisierung Ihrer Praxis erhalten und wissen, wie sie die angebotenen Neuerungen nutzen können. Informieren Sie sie über verschiedene Kanäle, z.B. per E-Mail, Online-Chats oder Patientenportale – je nachdem, welchen Kanal Ihre Patientenschaft bevorzugt.
Schritt 6: Digitalisierungsleistung überwachen und auswerten
Schließlich sollten Sie die Performance Ihrer digitalen Tools und Dienste regelmäßig überwachen und bewerten. Auf diese Weise lassen sich verbesserungswürdige Bereiche ermitteln und sicherstellen, dass die im Digitalisierungsplan festgelegten Ziele erreicht werden.
Beachten Sie dabei auch, dass sich Ziele im Laufe der Zeit ändern können. Wenn Sie beispielsweise neue Dienstleistungen wie etwa eine Online-Terminbuchung oder Online-Videosprechstunden anbieten möchten, macht es Sinn, die Digitalisierung in diesem Bereich zuerst in Angriff zu nehmen.
Die Chancen der Digitalisierung nutzen
Insgesamt ist die Digitalisierung für Arztpraxen unverzichtbar, um mit den Entwicklungen im Gesundheitswesen Schritt zu halten und die Versorgung der Patient:innen zu verbessern.
Denn aller Herausforderungen bei der Umsetzung zum Trotz überwiegen die Vorzüge einer digitalen Praxis: effizientere Praxisabläufe, Entlastung der Mitarbeiter:innen, gesteigerte Umsätze und bessere Behandlungsergebnisse.
So resümiert auch Gesundheitsminister Prof. Karl Lauterbach anlässlich der im März 2023 vorgelegten Digitalisierungsstrategie für das Gesundheitswesen:
„Moderne Medizin basiert auf Digitalisierung und Daten. Ihre Vorteile zu nutzen, macht Behandlung besser“.
Die Digitalisierung des Gesundheitswesens: unser Fazit
Der Einsatz digitaler Technologien in der Gesundheitsbranche hat zu einer besseren Patientenversorgung und höheren betrieblichen Effizienz geführt.
Auch Arztpraxen können von der Digitalisierung profitieren und ihre Versorgung verbessern, die Patientenzufriedenheit erhöhen und den Umsatz steigern.
Allerdings befürchten Ärzte und Ärztinnen bei der Einführung neuer Technologien und Prozesse oft Widerstände, z.B. aufgrund von hohen Investitionskosten und mangelnder Zeit.
Eine systematische Vorgehensweise bei der Digitalisierung trägt dazu bei, schnell Erfolge zu erzielen. Dazu gehört die Definition von Digitalisierungszielen, die Identifizierung geeigneter digitaler Tools und Dienste, die Auswahl der richtigen Technologien und die Schulung des Personals.
Zudem ist eine wirksame Kommunikation mit den Patient:innen und eine regelmäßige Überwachung und Auswertung der Leistung unerlässlich.
Mit der Arzt-Patienten-Plattform und den digitalen Tools von jameda gehen Arztpraxen einen wichtigen Schritt in Richtung einer modernen, effizienten und erfolgreichen Praxis.
Wir wünschen Ihnen viel Erfolg bei Ihrer Digitalisierungsstrategie!
Ihre Praxis-Digitalisierung mit jameda
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Patient:innen und Ärzt:innen auf digitalem Wege einfach, schnell und passgenau zu verbinden, ist das Ziel von jameda. Um Ärzt:innen auf diesem Weg bestmöglich zu unterstützen, bereitet das jameda Redaktionsteam auf dem jameda Blog relevante Informationen rund um die digitale Arzt-Patienten-Beziehung auf.