Jun 10, 2022

Was zeichnet eine gute Arzt-Patienten-Beziehung aus?

Arzt bei der Untersuchung eines Patienten

Sie wollen das Verhältnis zu Ihren Patient:innen optimieren? Es ist leichter, als viele denken! 

Bestimmt kennen Sie diese Situation: Ihr Praxiskalender und das Wartezimmer sind voll und die Behandlungszeit wird knapp. Daneben führen mehr Bürokratie und Gerätediagnostik häufig dazu, dass das Gespräch mit Ihren Patient:innen zu kurz kommt. Diese Umstände begünstigen Missverständnisse und erschweren nicht selten den Aufbau einer vertrauensvollen Arzt-Patienten-Beziehung. 

Was eine gelungene Arzt-Patienten-Beziehung ausmacht, wie sie die Interaktion mit Ihren Patient:innen optimieren können und welche Beziehungsfallen lauern, erfahren Sie in diesem Ratgeber. 

Warum eine harmonische Arzt-Patienten-Beziehung wichtig ist

Eine vertrauensvolle Arzt-Patienten-Beziehung hat einen nachhaltig positiven Einfluss auf die Gesundheit von Patient:innen. Wer den Ärzt:innen vertraut, verlässt sich eher auf Therapieempfehlungen und hält sich exakter an Behandlungsschritte – Stichwort Adhärenz. Außerdem sind Patient:innen ehrlicher und haben weniger Hemmungen, über sensible Themen zu sprechen. 

Kommunikation und Interaktion in der Arzt-Patienten-Beziehung

Im Gespräch mit Ärzt:innen fällt es Patient:innen oftmals schwer, sich ein Urteil über die fachliche Kompetenz von Mediziner:innen zu bilden. Es empfiehlt sich daher, die Arzt-Patienten-Beziehung auf emotionaler und zwischenmenschlicher Ebene möglichst gleichberechtigt zu gestalten. Idealerweise läuft ein Arzt-Patienten-Gespräch symmetrisch ab: Beide Kommunikationspartner:innen hören einander zu. 

Idealerweise läuft ein Arzt-Patienten-Gespräch symmetrisch ab: Beide Kommunikationspartner:innen hören einander zu. 

Hinsichtlich ihrer Kooperationsbereitschaft lassen sich Patient:innen in aktiv und passiv unterscheiden. Aktive Patient:innen kooperieren entweder autonom, d.h. selbstständig und frei, oder compliant, d.h. sie halten den Behandlungsplan vollständig ein. Passive Patient:innen hingegen wirken heteronom oder non-compliant mit. Ersteres bedeutet die reine Befolgung der ärztlichen Anweisungen, letzteres die Nicht-Einhaltung des Behandlungsplans - was zu einer unzureichenden Kommunikation und letztlich zu einer schwierigen Arzt-Patienten-Beziehung führen kann. Insbesondere im Fall passiver Patient:innen ist eine gelungene Kommunikation für den Behandlungserfolg jedoch unabdingbar.

Häufige „Fallen“ im Arzt-Patienten-Verhältnis

In der Arzt-Patienten-Beziehung kommt es in der Kommunikation immer wieder zu Störungen. Selbst wenn sich Arzt und Patient:in um eine gute Interaktion bemühen, lauern hier "Beziehungsfallen", die wir im Folgenden für Sie aufgelistet haben: 

Beziehungsfalle 1: Zeitmangel

Deutsche Hausärzt:innen sehen pro Woche rund doppelt so viele Patient:innen wie ihre Kolleg:innen in Holland, Kanada oder den USA. Dabei haben sie für Ihre Patient:innen im Schnitt nur knapp acht Minuten Zeit – gegenüber 11 bis 19 Minuten in den anderen Ländern. So stehen Ärzt:innen hierzulande oft unter zeitlichem Druck. Zudem unterliegen sie der ärztlichen Gebührenordnung, die lange Beratungsgespräche wenig bis gar nicht honoriert.

Unser Tipp: Machen Sie sich vor dem Kontakt mit Ihren Patient:innen anhand der Patientenakte (nochmals) mit der Patientengeschichte vertraut. Rufen Sie sich dabei Informationen zu Ihren Patient:innen ins Gedächtnis oder werfen Sie einen Blick in Ihre persönlichen Notizen aus vorherigen Sprechstunden. So fällt es Ihnen leichter, sich sofort in die Perspektive Ihrer Patient:innen zu versetzen.

Beziehungsfalle 2: Kostenlimits

Die Kosten für die Gesundheit steigen aufgrund individuellerer Therapien und Diagnosetechniken. Dieses Mehr an Sicherheit und Präzision kann für Patient:innen zu neuen Unsicherheiten führen, da sie für bestimmte Leistungen zunehmend selbst aufkommen müssen.  

Indem Krankenkassen den finanziellen Spielraum für Ärzt:innen beschränken, gibt es vermehrt Selbstzahlerleistungen, deren Sinn von Patient:innen schwer zu beurteilen ist. Diese Entwicklung kann das Vertrauen im Arzt-Patienten-Verhältnis erschüttern. 

Unser Tipp: Klären Sie Ihre Patient:innen bei privat zu zahlenden Gesundheitsleistungen genauestens über die Vorzüge der Behandlung oder Untersuchung auf, um ihnen den Wert zu verdeutlichen und ihnen das Gefühl zu geben, dass sie davon profitieren.

Beziehungsfalle 3: Informationsüberfluss

Patient:innen stehen durch das Internet zahlreiche Informationskanäle zur Verfügung. Die vielen Informationen können allerdings zu Schwierigkeiten in der Sprechstunde führen. Denn Patient:innen möchten mehr Verantwortung übernehmen und Therapievorschläge hinterfragen.

Cyberchondrie heißt das Problem von Menschen, die ihre Symptome in eine Suchmaschine eingeben und angesichts der Informationen, die sie dazu finden, befürchten, schwer krank zu sein. Das stellt Ärzt:innenvor Herausforderungen, da Patient:innen durch ihre Recherche oftmals misstrauisch oder verängstigt in die Arztpraxis kommen. 

Unser Tipp: Nutzen Sie die Digitalisierung als Chance zum Aufbau einer partnerschaftlichen Arzt-Patienten-Beziehung. Stellen Sie auf Ihrer Website beispielsweise hilfreiche Informationen zu verschiedenen Symptomen und Krankheiten zur Verfügung, um Ihre Patient:innen vorab kompetent zu beraten und im besten Fall zu beruhigen. Dadurch agieren Sie als Gesundheitscoach, der Patient:innen hilft, digital recherchierte Informationen einzuordnen und kommunizieren mit ihnen auf Augenhöhe.

Beziehungsfalle 4: Fehlendes Mitentscheidungsrecht

Je mehr die Medizin über Krankheiten und Behandlungsansätze weiß, desto komplizierter werden die Entscheidungen. Darüber müssen Patient:innen von Ärzt:innen aufgeklärt werden – auch aus rechtlichen Gründen. Denn wenn Sie nicht auch auf seltene Risiken und Nebenwirkungen hinweisen, gilt das als Kunstfehler. Die Herausforderung: Lange Listen möglicher Komplikationen schüren Angst bei den Patient:innen. 

Nachweislich haben Patient:innen jedoch realistischere Erwartungen an ihre Therapie, wenn sie über Diagnostik und Behandlung mit ihrem Arzt oder ihrer Ärztin gemeinsam entscheiden. Und das sind die besten Voraussetzungen für den Erfolg einer Behandlung. 

Unser Tipp: Beteiligen Sie Ihre Patient:innen an der Entscheidung. Denn für ihren Heilungsprozess ist es von Vorteil, wenn jene eine Therapie unterstützen oder mit Engagement starten. Erwecken Sie daher nicht den Eindruck, dass Sie Ihrem Gegenüber eine bestimmte Behandlung aufdrängen wollen. Beziehen Sie Ihre Patient:innen soweit es möglich ist in die Entscheidungen mit ein und haken Sie nach, ob sie mit Ihren Empfehlungen einverstanden sind. Dadurch beseitigen Sie oftmals letzte Unklarheiten und fördern eine gute Arzt-Patienten-Beziehung.

Maßnahmen für eine gute Arzt-Patienten-Beziehung

Denken Sie immer daran, dass Ihre Patient:innen medizinische Laien sind. Drücken Sie sich daher verständlich aus und vermeiden Sie Fachvokabular, um die Erkrankten nicht zu überfordern. 

Zeigen Sie Ihren Patient:innen zudem, dass Sie ihnen aufmerksam zuhören und wenden Sie sich ihnen mit einer offenen Körpersprache zu.  Mit einem patientenorientierten Gespräch ermöglichen Sie den Aufbau eines Vertrauensverhältnisses. 

Arzt-Patienten-Beziehung: Gegenseitiges Vertrauen spielt eine entscheidende Rolle

Nur in einer vertrauensvollen Arzt-Patienten-Beziehung erreichen Ärzt:innen die beste Therapie oder Behandlung für Ihre Patient:innen. Zudem haben Patient:innen, die sich während ihrer Symptome oder Krankheiten gut betreut und informiert fühlen, auch noch Jahre nach der Therapie oder Behandlung eine deutlich bessere Lebensqualität.

Ein gutes Vertrauensverhältnis sorgt übrigens auch für eine positive Patientenerfahrung. Welche Vorteile dies noch für Sie hat, erfahren Sie hier.

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