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Work-Life-Balance: Die besten Tipps und Methoden für Ärzt:innen

Geschrieben von jameda Redaktion | Jan 31, 2023

Wie Sie als Ärztin oder Arzt auf Ihre Work-Life-Balance achten.

Work-Life-Balance im Gesundheitswesen

Rund 25 % der Ärztinnen und Ärzte litten bereits 2019 an Depressionen, jede:r fünfte an einer Kombination aus Burnout und Depressionen. Das ergab der Medscape-Report, eine repräsentative internationale Online-Umfrage, an der 615 tätige Ärzte aus Deutschland teilgenommen haben. Mit Beginn der Corona-Pandemie ist diese Zahl noch weiter angestiegen. 

Zu den häufigsten Symptomen unter Ärzten und Ärztinnen gehören:

  • Frustration im Job
  • Zweifel an der eigenen Kompetenz und Qualität der Arbeit
  • Grundsätzlich angespannte Stimmung
  • Unfreundliches Verhalten gegenüber Mitarbeiter:innen und Patient:innen

Diese Symptome können den Praxisalltag erheblich erschweren – vor allem dann, wenn sich medizinisches Fachpersonal nicht ausreichend wertgeschätzt fühlt und mit dem Gedanken spielt, den Arbeitsplatz oder gar den Beruf zu wechseln.

Bis die mit Burnout-Symptomen verbundenen Stressfaktoren den Zusammenhalt im Team gefährden, vergeht trotzdem häufig viel Zeit. Mehr als 60 % der Betroffenen geben an, dass ihre Burnout-Symptome bereits seit über einem Jahr anhalten. So sind Vorbeugung und aktives Gegensteuern für Praxisinhaber:innen unverzichtbar.

Gründe für eine schlechte Work-Life-Balance im Gesundheitswesen

Etwa zwei Drittel der Beschäftigten in Deutschland stehen regelmäßig unter Termindruck. Das gilt insbesondere für Ärzte und Ärztinnen. Die Gründe hierfür sind vielfältig: Zum einen wird der Praxisalltag immer komplexer. Seit Beginn der Corona-Pandemie wurden die ohnehin schon zahlreichen Praxisaufgaben um zusätzliche Herausforderungen erweitert. Hygienepflichten und Impfungen sind hier nur zwei Beispiele.

Hinzu kommt, dass deutsche Bürgerinnen und Bürger laut OECD sehr häufig den Arzt aufsuchen - im Durchschnitt zehn Mal pro Jahr. Damit lag Deutschland im Jahr 2020 im internationalen Vergleich auf Platz 5. Ein Zustand, der viele Praxisteams an ihre Grenzen bringt. Die Folge: Eine erhöhte Beeinträchtigung der Leistungsfähigkeit, Stressresistenz und Gesundheit unter Mediziner:innen.

Weitere Faktoren, die den Stress von Mediziner:innen erhöhen, sind:

  • Schlechtes Zeitmanagement und schlechte Planung (in Freizeit und Alltag)
  • Unkonkrete oder fehlende Definition von Zielen
  • Perfektionismus
  • Chronischer Zeitdruck durch zu viele Termine bzw. Aufgaben
  • Ein zu hoher Leistungsanspruch an sich selbst
  • Unkonzentriertes Arbeiten (z.B. Ablenkung durch Smartphone, Kolleg:innen, etc.)

Die besten Tipps für eine bessere Work-Life-Balance im Gesundheitswesen

Wenn Sie Ihre Work-Life-Balance verbessern wollen, können Sie sich zunächst folgende Fragen stellen: 

  • Sorgt mein hohes Arbeitspensum dafür, dass ich länger arbeite?
  • Kann ich mein aktuelles Zeitmanagement verbessern?
  • Verzichte ich auf Pausen zugunsten meiner Arbeit?
  • Fällt es mir schwer, nach der Arbeit abzuschalten?

Sie haben mindestens zwei dieser Fragen mit „Ja“ beantwortet? Dann können Ihnen die folgenden Tipps dabei helfen, Ihre Work-Life-Balance zu verbessern:

Tipp #1: Optimieren Sie Ihren Arbeitsalltag

Starten wir zunächst mit Ihrem Praxisalltag. Hier geht es vor allem darum, Ihr Zeitmanagement zu verbessern. Zeitintensive Termine wie Hausbesuche sollten Sie beispielsweise auf bestimmte Tage festlegen. So schaffen Sie Planungssicherheit für sich selbst und Ihr Praxisteam. Ähnliches gilt für Termine mit Pharmareferent:innen: Indem Sie proaktiv Termine vereinbaren, halten Sie Ihren Kalender übersichtlich und verhindern, dass Sie während der Sprechstunde gestört werden.

Außerdem ganz wichtig: Setzen Sie Prioritäten. Sie können zum Beispiel das sogenannte Eisenhower-Prinzip nutzen, um besser zwischen wichtigen und unwichtigen Aufgaben zu unterscheiden. Im Umgang mit Ihren Patient:innen können Sie ebenfalls dafür sorgen, dass Ihre Work-Life-Balance nicht aus dem Gleichgewicht gerät: Entscheiden Sie sich beispielsweise dafür, für Ihre Patient:innen nicht am späteren Abend oder am Wochenende erreichbar zu sein. 

Tipp #2: Jobsharing

Das sogenannte Jobsharing", also die Aufteilung der Arbeit auf zwei oder mehr Arbeitnehmer, eignet sich auch für Ärzte und Ärztinnen. Das gilt vor allem dann, wenn Sie sich in einem zulassungsgesperrten Gebiet niederlassen wollen. Beim Jobsharing teilen Sie sich den Versorgungsauftrag mit einer bereits zugelassenen Kollegin oder einem Kollegen. Das bedeutet, dass Sie sich Ihre Arbeitszeiten untereinander aufteilen und je nach Situation miteinander abstimmen können. So haben Sie mehr Flexibilität und können Beruf und Freizeit besser miteinander vereinbaren.

Das Thema Jobsharing klingt interessant für Sie? Dann sollten Sie die folgenden Voraussetzungen erfüllen: 

  • Sie müssen der gleichen Fachrichtung angehören.
  • Sie dürfen den Leistungsumfang der Praxis um höchstens drei Prozent ausweiten.
  • Sie müssen die Versorgung der Patient:innen zuverlässig sicherstellen.

Tipp #3: Arzt oder Ärztin in Anstellung

Wenn die Selbstständigkeit Ihrer Work-Life-Balance schadet oder Sie sich noch keine eigene Praxis vorstellen können, ist die Arbeit in einer anderen Praxis oder einem medizinischen Versorgungszentrum eine gute Alternative. Voraussetzung ist, dass Sie Ihre Facharztausbildung erfolgreich abgeschlossen haben. Als Arzt bzw. Ärztin in Anstellung können Sie selbst entscheiden, ob Sie in Voll- oder Teilzeit arbeiten wollen. Außerdem müssen Sie sich nicht mit den Risiken und Herausforderungen einer Praxisgründung auseinandersetzen.

Tipp #4: Die Teilzulassung

Als Arzt oder Ärztin mit Teilzulassung arbeiten Sie die eine Hälfte des Tages in Ihrer eigenen Praxis und die andere Hälfte in einem Krankenhaus. Bitte beachten Sie, dass Sie in diesem Fall mindestens zehn Sprechstunden pro Woche in Ihrer Praxis anbieten müssen. Vorsicht: Wenn Sie sich in einem gesperrten Planungsbereich niedergelassen haben, können Sie eine Teilzulassung nicht ohne Weiteres in eine vollständige Zulassung umwandeln. Weitere Informationen zur Teilzulassung finden Sie hier.

Die Vorteile der Digitalisierung für eine bessere Work-Life-Balance

Digitale Lösungen können zusätzliche Entlastung für Ärzte und Ärztinnen bieten – vor allem bei administrativen und repetitiven Tätigkeiten. So senkt eine Online-Terminvergabe beispielsweise die Anzahl täglicher Telefonate für Ihr Praxisteam, indem nicht nur neue Termine gebucht, sondern auch automatische Erinnerungen an den nächsten Arztbesuch versendet werden. Gleiches gilt für das Thema Patientenaufnahme: Hier können Sie Anamnese- oder Aufklärungsbögen digital versenden und ausfüllen lassen, z.B. per verschlüsseltem Messenger.

Haben Sie weitere Fragen rund um die Digitalisierung Ihrer Praxis oder die Verbesserung Ihrer Work-Life-Balance? Mit unseren Lösungen können Sie Ihren Praxisalltag stressfreier gestalten und den negativen Folgen von Burnouts oder Depressionen vorbeugen. Unsere Berater:innen sind gerne für Sie da, vereinbaren Sie einfach einen Termin.