Die Vorteile der Telemedizin für die Psychotherapie
Welche Vorteile die Telemedizin für die Psychotherapie haben kann.
Telemedizin ist aus dem medizinischen Betreuungsangebot von heute nicht mehr wegzudenken. Wie bei so vielen digitalen Entwicklungen war auch hier die Covid-Pandemie der Beschleuniger.
Dies gilt insbesondere für den Arzt-Patienten-Kontakt in der Psychotherapie.
Was als vorübergehende Lösung gedacht war, hat sich nunmehr fest etabliert und ist neben dem Sprechstundenangebot in der Praxis eine zweite Säule in der Betreuung geworden.
Sie spart Zeit, ist für beide Seiten bequem und trägt zu einem regelmäßigen Arzt-Patienten-Dialog bei.
Dies belegt auch eine aktuelle Studie von WHO/Europa und der Fakultät für Gesundheitswissenschaften an der Universität Oberta de Catalunya:
„Wir haben bessere klinische Resultate, eine bessere Nachverfolgung durch Gesundheitsfachkräfte und einen allgemeinen Nutzen sowohl für Patienten als auch für das Gesundheitspersonal festgestellt.“
Dr. David Novillo-Ortiz, Regionalbeauftragter für Daten und digitale Gesundheit und Hauptautor der Studie
Im folgenden Blogpost wollen wir Ihnen die Vorteile der Telemedizin für Behandler:innen in der Psychotherapie genauer erklären.
Was versteht man unter Telemedizin?
Telemedizin bezeichnet die Erbringung von Gesundheitsdienstleistungen unter Zuhilfenahme von Kommunikationstechnologien. Ärzt:innen und Patient:innen sind dabei räumlich getrennt.
Das kann eine Videosprechstunde sein, eine Chatfunktion, oder auch eine App, die gesundheitliche Messdaten von Patient:innen an Ärzt:innen bzw. Therapeut:innen übermittelt („Telemonitoring“).
Telepsychologie ist eng damit verwandt, bezieht sich aber auf fernmedizinische Angebote, die Psychotherapeut:innen und Psychiater:innen erbringen. Praxen und Gesundheitseinrichtungen aus diesem Bereich nutzen Telemedizin zu unterschiedlichen Zwecken.
Sie kommt bei der Diagnose zum Einsatz, kann im Akutfall bei dringendem Betreuungsbedarf genutzt werden und ermöglicht einen kontinuierlichen therapeutischen Dialog auf individueller Basis.
Es steht außer Frage, dass Telepsychologie keinen Ersatz für Präsenztermine bietet. Dennoch ist sie ein idealer Weg, um Patient:innen zu erreichen, die nicht so häufig persönlich vorstellig werden können bzw. die eine kontinuierliche Betreuung über einen längeren Zeitraum benötigen.
In diesem Fall bietet die Telepsychologie gleich mehrere Vorteile: Sie erlaubt mehr Flexibilität bei der Terminplanung, weil die Anfahrtszeiten entfallen. Außerdem erleichtert Sie die Teilnahme der Patient:innen an der Therapie oder Behandlung, weil die Termine ortsunabhängig durchgeführt werden können.
Die Vorteile der Telepsychologie im Überblick
Wie schon erwähnt, stellen telepsychologische Betreuungsangebote einen Mehrwert dar und unterstützen Psychotherapeut:innen und Psychiater:innen bei ihrer täglichen Arbeit in vielerlei Hinsicht.
Im Folgenden haben wir die wichtigsten Vorteile für Sie zusammengefasst:
Vorteil 1: Regelmäßige und kontinuierliche Betreuung
Gerade in Zeiten von Corona haben sich telepsychologische Angebote vervielfacht. Patient:innen konnten so ihre Therapie auch in Hochzeiten der Pandemie fortsetzen.
Ein solider Überblick zur Entwicklung von Online-Psychotherapieangeboten seit Corona finden Sie in diesem deutschsprachigen Artikel, erschienen in der National Library of Medicine.
Doch nicht nur in Pandemiezeiten ist die Telepsychologie vorteilhaft. Oft halten vermeintlich nebensächliche Faktoren Patient:innen davon ab, regelmäßig zu ihren Terminen zu erscheinen.
Das können lange Anfahrtswege sein, eine schlechte Parkplatzsituation oder der notorische Stau am Feierabend, den man lieber vermeiden möchte. All dies entfällt, wenn man bequem zuhause vor dem Computer sitzt und eine Videosprechstunde wahrnimmt.
Nicht zuletzt wird die Terminplanung selbst durch Nutzung digitaler Angebote erleichtert: Mit einem Online-Terminkalender können Patient:innen Termine flexibel planen und gegebenenfalls auch wieder umplanen.
Neupatient:innen lassen sich ebenso besser gewinnen, wenn sie nicht warten müssen, bis jemand während der Sprechzeiten das Telefon abnimmt.
Vorteil 2: Abbau von Berührungsängsten
Manche Menschen empfinden Scham, wenn Sie erstmals die Hilfe von Psychotherapeut:innen bzw. Psychiater:innen in Anspruch nehmen. Sie empfinden es als „peinlich“, sind unangenehm berührt und wissen nicht so recht, wie sie mit der Situation umgehen sollen.
Hier fungiert der Bildschirm als Schutzschild – im ganz positiven Sinne. Oft ist diese räumliche Distanz der Schlüssel, um Berührungsängste abzubauen und sich leichter zu öffnen, damit schließlich ein umso vertrauensvolleres Verhältnis entstehen kann.
Vorteil 3: Kostenreduzierung
Die Kostenreduzierung ist ein weiterer Vorteil der Telepsychologie, sowohl für Sie als Psychotherapeut:in oder Psychiater:in als auch für Ihre Patient:innen, die sich die Anreise sparen.
Sollten Sie sich ganz auf Remote-Angebote fokussieren, benötigen Sie keinen eigens dafür vorgesehenen Therapieraum mehr und sparen somit unter Umständen hohe Mietkosten.
Oder Sie entscheiden sich dafür, Praxisräume mit Kolleg:innen zu teilen, weil sie einen fixen Anteil Ihrer Termine ausschließlich online anbieten – auch so lassen sich Kosten minimieren.
Wie lässt sich Telepsychologie in Ihr Angebot einbauen?
Die erste und wichtigste Voraussetzung ist, dass Patient:innen darüber im Bilde sind, dass in Ihrer Praxis z.B. auch Videosprechstunden überhaupt möglich sind. Eine neuere Studie zeigt, dass hier noch ein großer Informationsbedarf besteht.
Die Mehrzahl der Befragten bestätigt, „schon einmal davon gehört zu haben“, doch nur ein äußerst geringer Prozentsatz der Befragten – rund 4 % - hat selbst schon einmal eine Videosprechstunde wahrgenommen.
Hier sind Praxen gefragt, das Angebot aktiv an Patient:innen zu kommunizieren und auch die Vorzüge deutlich herauszustellen.
Neben der Bewerbung des Angebots ist es ebenso wichtig, dass Sie und auch Ihre Patient:innen die passenden technischen Voraussetzungen mitbringen, Termine online abzuhalten.
Eine schnelle Internetverbindung mit hoher Bandbreite ist z.B. unerlässlich, um eine Videosprechstunde in angemessener Qualität durchzuführen.
Zudem sollte der Gesamtauftritt Ihrer Praxis bzw. Ihrer Gesundheitseinrichtung digitale Kompetenz ausstrahlen, denn nur so wirken Telepsychologie-Angebote auch glaubhaft.
Darüber hinaus sollten Sie sich mit dem Thema Datenschutz auseinandersetzen: Dieses ist im digitalen Raum ebenso relevant wie in der persönlichen Konsultation.
Nicht nur aus Warte des Gesetzgebers, sondern auch, weil Verbraucher:innen sich sicher fühlen möchten, wenn sie im digitalen Raum Behandlungsangebote in Anspruch nehmen.
Laut einer aktuellen Studie der Verbraucherzentralen äußern 76 % der Befragten, dass sie Wert auf Datensicherheit in diesem Kontext legen.
Dies bedeutet unter anderem, dass alle Informationen sicher verschlüsselt übertragen werden. Ihre ärztliche bzw. therapeutische Schweigepflicht halten Sie damit zuverlässig ein.
Telemedizin kann Ihr Behandlungsangebot erweitern
Digitale Kanäle wie die Videosprechstunde, Chats oder Apps sind gekommen, um zu bleiben. Sie bereichern das psychologische wie psychiatrische Betreuungsangebot, indem sie es flexibler und leichter verfügbar machen.
Insofern hat Telepsychologie ihren festen Platz gefunden im Rahmen so genannter „blended therapy“-Ansätze, bei denen persönliche Termine und Konsultationen aus der Ferne kombiniert werden.
Immer vorausgesetzt, das Ärzt:innen, Therapeut:innen sowie Patient:innen entsprechende digitale Kompetenzen und technische Voraussetzungen mitbringen.
Patient:innen und Ärzt:innen auf digitalem Wege einfach, schnell und passgenau zu verbinden, ist das Ziel von jameda. Um Ärzt:innen auf diesem Weg bestmöglich zu unterstützen, bereitet das jameda Redaktionsteam auf dem jameda Blog relevante Informationen rund um die digitale Arzt-Patienten-Beziehung auf.