Umfrage zeigt: MFA wollen mehr Gehalt und bessere Arbeitsbedingungen

GettyImages-525970104Mit welchem Gehalt MFA zufrieden sind und worin sie die größte Herausforderung sehen, erfahen Sie im aktuellen Beitrag. 

Quälend lange Wartezeiten, mangelnde Vorsorge, drohende Unterversorgung – die Folgen des Fachkräftemangels werden fast immer aus der Patientenperspektive betrachtet. Warum wird es für niedergelassene Ärzte aber immer schwieriger, qualifiziertes Personal zu finden und zu halten? Um zu verstehen, wie medizinische Fachangestellte* ihren Alltag erleben und was Ärzte für deren berufliche Zufriedenheit tun können, hat jameda.de mehr als 200 Fachkräfte befragt.

Fünf Jahre - das ist die Dauer, nach der bis zu zwei Drittel der MFA ihren Arbeitsplatz bereits wiéder wechseln. Die Erfahrung zeigt, dass davon fast 40 % der vertragsärztlichen Praxen betroffen sind.** Aktuelle Zahlen von jameda.de bestätigen, dass sich dieser Trend weiter beschleunigt: 64 % der befragten MFA denken heute über den Wechsel ihres Arbeitsplatzes nach. 

Fragt man nach den Gründen für die hohe Wechselbereitschaft, antworten 47%, dass sie sich vom neuen Arbeitgeber ein höheres Gehalt erhoffen. Für 26 % gibt der Wunsch nach mehr Wertschätzung den Ausschlag. Jeweils 5 % der Befragten wünschen sich weniger Stress und administrative Aufgaben; mehr als 3 % möchten nicht länger als MFA arbeiten. Die übrigen 14 % entfallen auf Wünsche nach mehr Teamgeist, Weiterbildung, kürzeren Arbeitswegen oder dem Wechsel durch eine altersbedingte Schließung der Praxis.

Das Gehalt: nahezu jede zweite MFA ist unzufrieden

Auf die Frage, wie sie ihre Vergütung beurteilen, antworten 46 % der Befragten, dass sie mit ihrem Gehalt unzufrieden sind. Für 36 % ist die Vergütung akzeptabel und 18 % sind zufrieden. Dabei ist zu berücksichtigen, dass eine Mehrheit von 62 % bei einer 40-Stunden-Woche monatlich zwischen 1.500 und 2.100 Euro netto verdient. 19 % der Befragten erhalten weniger als 1.500 Euro. Zugleich geben 19 % an, mehr als 2.100 Euro zu verdienen - offenbar die Schallmauer, hinter der die berufliche Zufriedenheit anfängt. 

Für manche Fachkraft ist das Gehalt der Grund zum Wechsel in die Klinik, weiß Kathrin Neppl, Arzthelferin in einer Praxis für Urologie. Sie räumt ein, dass sich die Vergütung seit ihrem Berufseinstieg vor 17 Jahren verbessert hat. »Gemessen am Arbeitspensum und der Verantwortung bleibt sie im ambulanten Bereich aber oft hinter den Erwartungen zurück.« Obwohl sie bei ihrem Arbeitgeber sehr zufrieden ist, kennt Neppl Fälle, in denen das Gehalt kaum für Miete und Lebenshaltungskosten reicht.

Zumindest auf dem Papier hat sich die Vergütungf seit 2015 deutlich verbessert.*** Bemerkenswert ist dabei, dass der Gehaltszuwachs in der stationären Versorgung mit 17.3 % mehr als doppelt so hoch ausfällt als in der vertragsärztlichen Versorgung, wo MFA seit 2015 mit 8.9 % mehr Gehalt rechnen können. 

Trotz Gehalts-Unmut: Über die Hälfte am Arbeitsplatz zufrieden

Es ist überraschend, dass MFA trotz Gehalts-Ärger mit ihrer täglichen Arbeit weitgehend zufrieden sind: 51 % der Befragten halten die Situation am Arbeitsplatz für akzeptabel, 26.5 % sind zufrieden. Nur für 22.5 % überwiegt die Unzufriedenheit - die Lage ist also weniger dramatisch, als sie auf den ersten Blick erscheinen mag.

Und trotzdem bereitet eine Herausforderung fast 50 % der Befragten täglich Schwierigkeiten: Die Ungeduld von Patienten. Erst mit deutlichem Abstand folgen ein enormes Patientenaufkommen (12.5 %), Zeitmangel bei der Arbeit und in der Pause (11.4 %), fehlender Teamgeist (10.4 %), ein Bürokratie-Übermaß (9.3 %) sowie eine dünne Personaldecke (8.3 %).
»Unabhängig davon, ob es die Befindlichkeiten langjähriger Privatpatienten oder das Ziel von Neupatienten ist, mit chronischen Beschwerden in die Notfallsprechstunde zu kommen: Seit Ende der Pandemie hat der Respekt mancher Besucher deutlich nachgelassen,« berichtet Kathrin Neppl. »In diesen Situationen kann ich mich auf den Rückhalt des Teams verlassen - was enorm wichtig ist.«

Neben angemessener Bezahlung und gegenseitigem Vertrauen zählen für medizinische Fachkräfte nicht zuletzt Entwicklungs- und Aufstiegsmöglichkeiten. 52 % der Befragten haben innerhalb des letzten Jahres keine vom Arbeitgeber finanzierte Fortbildung besucht. Gefordert sind hier aber auch die MFA, Bildungsangebote aktiv zu nutzen. 

* Zahnmedizinische Fachangestellte (ZFA) eingeschlossen

** ZI-Studie (abgerufen 20.09.2023)

*** ZI-Studie (abgerufen 20.09.2023)