Jun 13, 2023

Wie künstliche Intelligenz die Medizinbranche verändern wird

Illustrations des Einsatzes von künstlicher Intelligenz in der Medizin – Titelbild des jameda Blogposts zum Thema KI in der MedizinWelches Potenzial und Risiko künstliche Intelligenz in der Medizin mit sich bringt.

KI in der Medizin: Enormes Potenzial oder hohes Risiko?

Spätestens seitdem ChatGPT Ende 2022 frei verfügbar wurde, ist die künstliche Intelligenz (KI) das Gesprächsthema Nummer eins in nahezu allen gesellschaftlichen Bereichen.

Während die einen von den Möglichkeiten der KI begeistert sind und sie im Alltag nutzen möchten, fürchten die anderen um ihren Arbeitsplatz und ihre Existenz.

Doch welche Seite hat Recht? Wo liegen die Potenziale und wo die Risiken bei der Nutzung von KI – speziell im Gesundheitsbereich? Mit diesen Fragen beschäftigt sich der folgende Beitrag und zeigt auf, wie Ärzt:innen mit dem Thema KI umgehen können. 

Die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten von KI

Von der Krebsdiagnostik bis hin zu einer verbesserten Nachsorge: Der Einsatz von KI findet bereits heute in diversen medizinischen Bereichen Anwendung.

So wurden Mitte 2022 am Zentrum für Muskuloskeletale Medizin an der Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU) Münster erstmals komplett robotergestützte mikrochirurgische Operationen vorgenommen.

Ebenfalls wird KI zur Analyse von Bilddaten, etwa von Röntgenaufnahmen, eingesetzt. Die Technologie erkennt sekundenschnell Muster im Bild und kann diese bestimmten Krankheitsbildern zuordnen. Bei Krebspatienten kann eine KI die Früherkennung erleichtern und die Therapie sowie die Nachsorge optimieren.

Eine US-Studie, die über einen Zeitraum von fünf Jahren und mit 13.628 Teilnehmer:innen durchgeführt wurde, kommt zu dem Schluss, dass KI das Brustkrebsrisiko von Frauen besser erkennt als bisherige Verfahren.

Ein weiterer Vorteil von KI ist eng mit der Digitalisierung im medizinischen Bereich verknüpft:

Denn eine stärkere Vernetzung von Patientendaten bietet einen größeren Datenpool, aus dem sich die KI bedienen und dann sogar personalisierte Empfehlungen abgeben kann – etwa zu möglichen Behandlungsmethoden und der Dosierung von Medikamenten.

Das sind nur einige Beispiele der vielen schon heute möglichen Anwendungsfälle. Weltweit arbeiten Forscher:innen daran, neue und verbesserte Einsatzmöglichkeiten von KI im Gesundheitsbereich zum Wohl der Patient:innen und Entlastung von Ärzt:innen zu entwickeln.

Der Mensch und die KI in der Arztpraxis

»Die Patientinnen und Patienten werden immer älter und immer mehr, der Personalmangel wird gravierender. In Zukunft wird es nicht mehr ohne KI gehen«, ist Dario Antweiler, Leiter des Geschäftsfeldes Healthcare Analytics am Fraunhofer IAIS, überzeugt.

Doch diese bahnbrechende Technologie hat auch ihre Grenzen. Schließlich erwarten Patienten und Patientinnen von ihren Ärzt:innen nicht nur eine Diagnose und Behandlungsempfehlung, sondern auch eine persönliche Betreuung, Verständnis und Einfühlsamkeit. Das ist es, wodurch sich Patient:innen gut umsorgt fühlen.

Im Umkehrschluss heißt das für Ärztinnen und Ärzte, dass eine KI nicht einfach ihren Job machen kann – der menschliche Faktor ist wichtiger denn je.

Dies bestätigt auch eine internationale Studie der MedUni Wien. Die Studienautoren kommen zu dem Schluss, dass die Zukunft der Kooperation von Ärzt:innen und KI gehört: Die KI wird Mediziner:innen entlasten, kann aber auch nicht ohne menschliche Expert:innen angewandt werden.

Wie weit kann KI in der Medizin gehen?

Wie zuvor beschrieben ist der Einsatz von KI in der Medizinbranche zwar vielfältig, steht aber noch am Anfang. Was alles mithilfe von KI möglich wird, ist daher noch nicht hinreichend geklärt, ebenso wenig die Risiken.

Fragen wie allgemeingültige Normen in der KI,  mit denen sich nun ein im April 2023 gegründeter DIN-Ausschuss beschäftigt, sind ebenso wenig geklärt wie die KI-basierte Anonymisierung von Daten.

Eines wissen wir jedoch schon heute: Auch eine KI arbeitet nicht unbedingt fehlerfrei. Schließlich wird sie mit von Menschen erzeugten Daten gefüttert, die inkorrekt oder unvollständig sein können.

Zudem sind die Algorithmen nicht so weit entwickelt, dass sie immer das gewünschte Ergebnis liefern. Hier liegt es am Arzt oder der Ärztin, diese Schwachstellen der KI zu erkennen und auszugleichen.

In diese Richtung stößt auch der deutsche Ethikrat: Solange KI-Systeme zur menschlichen Entfaltung beitragen und nicht einschränkend wirken, spricht sich der Rat für den Einsatz von KI aus.

Dafür hat  die Organisation bereits einige Handlungsempfehlungen ausgearbeitet. Dazu zählen unter anderem gewisse Regulierungen von KI in der Medizin sowie verstärkte Transparenz und Nachvollziehbarkeit von KI-Anwendungen. 

Unser Fazit: sinnvoller Einsatz und sorgsame Abwägung

Der Einsatz von KI im Gesundheitsbereich birgt Potenziale, die selbst für viele  Mediziner:innen und Forscher:innen aufgrund der rasanten Entwicklung kaum erfassbar sind.

Dementsprechend sind auch die damit verbundenen Risiken schwierig vorherzusagen. Fakt ist jedoch: Die ersten Schritte und Anwendungsfälle von KI im medizinischen Bereich zeigen enorme Verbesserungen und unterstützen Ärzt:innen bei der Patientenversorgung.

Fakt ist auch: Trotz der vielen Vorteile bei der Diagnostik, Behandlung oder Forschung wird es ohne den Faktor Mensch nicht gehen.

KI lernt durch unsere Daten und kann nur von Mediziner:innen fachgerecht bedient werden. Somit werden Mensch und KI auch in Zukunft voraussichtlich nicht miteinander konkurrieren.

Vielmehr könnte es durch einen sinnvollen Einsatz und einer sorgfältigen Abwägung der Risiken in der täglichen Praxis zu einer bestmöglichen Patientenversorgung kommen.