Medikamente gegen Krebs - Hoffnung oder Wunschdenken?

Chemotherapie

Der schlimmste Alptraum vieler Menschen: die Diagnose Krebs. Doch gibt es vielleicht Hoffnung auf ein Wundermittel?
 
Die Diagnose Krebs ist für die Betroffenen und ihre Angehörigen oft ein großer Schock - in Deutschland teilen sie dieses Schicksal mit Hunderttausenden pro Jahr. Wissenschaftler:innen erwarten laut einer Studie im Fachblatt Annals of Oncology, dass allein in diesem Jahr mehr als 240.000 Menschen in Deutschland an den Folgen einer Krebserkrankung sterben werden. Experten sprechen jedoch von einem rückläufigen Trend und sinkenden Zahlen. Wie weit ist die Forschung und wie gut sind die verfügbaren Medikamente - geben sie Anlass zur Hoffnung?

Frühe Diagnose bringt beste Heilungschancen

Die Suche nach einem wirksamen Medikament gegen Krebs ist eine der drängendsten Herausforderungen in der Forschung – und der größte Wunsch von Krebspatient:innen und ihren Angehörigen. Seit Jahrzehnten arbeiten Wissenschaftler:innen unermüdlich an innovativen Therapien, um Krebszellen zu bekämpfen. Mit Erfolg: In den letzten Jahren haben sich Diagnostik und Therapie sowohl bei Blutkrebserkrankungen als auch bei soliden Tumoren stark verbessert.

Das schlägt sich positiv in der Studie „European cancer mortality predictions for the year 2023 with focus on lung cancer“ nieder. Demzufolge ist das Risiko in der EU an Krebs zu sterben, in den letzten Jahren gesunken: Die Anzahl der Krebstoten wird zwischen 2018 und 2023 laut dem im März
erschienenen Report bei Männern um knapp 6,5 Prozent und bei Frauen um gut 3,7 Prozent fallen. Ein Grund dafür: Viele Tumore werden früher erkannt und können zielgerichteter und individueller behandelt werden.
 
Das ist auch den Steckbriefen jedes einzelnen Tumors zu verdanken, den Ärzt:innen erstellen und die eine individuelle Behandlung fördern. Die Kombination aus der Grundlagenforschung, innovativen diagnostischen Möglichkeiten, personalisierter Therapie und der Entwicklung zahlreicher neuer Wirkstoffe scheint zu wirken und weckt berechtigte Hoffnungen auf weitreichende Verbesserungen für Menschen, die von Krebs betroffen sind.
 
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Der Erfolg einer Krebsbehandlung hängt stark von
dem zeitlichen Timing ab.

Des eigenen Glückes Schmied?

Doch allein auf die Forschung zu setzen, ist ein Trugschluss. Expert:innen sind davon überzeugt, dass Krebserkrankungen ebenso wie Infektionskrankheiten nie verschwinden werden. Das Deutsche
Krebsforschungszentrum (DKFZ) warnt zudem: Mehr als jede dritte Krebsneuerkrankung in Deutschland geht auf Risikofaktoren zurück, die vermeidbar oder zumindest beeinflussbar sind. Umso wichtiger ist es, dass jeder Einzelne durch einen bewussten und gesunden Lebensstil sein Krebsrisiko senkt. Rauchen, Übergewicht, Bluthochdruck, Diabetes und Alkoholkonsum sind die stärksten Treiber von Krebszellen. Vor allem bei Frauen machen den Forschern der aktuellen Studie nach zwei Krebsarten Sorgen: Die Zahl der Todesfälle durch Lungenkrebs könnte um gut 1 Prozent steigen, die durch Bauchspeicheldrüsenkrebs um 3,4 Prozent. Etwa ein Viertel bis ein Drittel dieser Todesfälle sei auf das Rauchen zurückzuführen. Die Forscher sehen auch einen Zusammenhang zwischen Übergewicht und verschiedenen Krebsarten, darunter Speiseröhrenkrebs, Dickdarm- und Enddarmkrebs sowie Nierenkrebs. Vorsorge, Früherkennung und Behandlung in enger Zusammenarbeit von Ärzt:innen und Patient:innen seien enorm wichtig bei der Bekämpfung von Krebserkrankungen.

Immuntherapien als Hoffnungsträger

Die Fortschritte in der Krebsforschung sind ohne Zweifel beeindruckend. Neue Therapieansätze wie Immuntherapien, zielgerichtete Therapien und personalisierte Medizin haben das Arsenal der Onkologen erweitert und vielen Patient:innen neue Perspektiven eröffnet. Dennoch bleibt Krebs eine
komplexe Erkrankung, die aufgrund ihrer Anpassungsfähigkeit und Veränderlichkeit eine besondere Herausforderung darstellt. So können Darm- oder Brustkrebs immer häufiger geheilt werden - vorausgesetzt, sie werden früh genug erkannt. Bei anderen Krebsarten wie Bauchspeicheldrüsenkrebs oder bestimmten Hirntumoren ist die Medizin dagegen oft noch machtlos.

Tumordiagnostik wird immer spezifischer

Den Krebs zu lokalisieren und zu charakterisieren - und zwar so früh wie möglich - ist das A und O im Kampf gegen Tumorerkrankungen. Hier macht die Forschung große Fortschritte - vor allem in der Diagnostik. Krebszellen und das umliegende Gewebe zu verstehen, zu erkennen und zu wissen, wie
sie wachsen und sich im Körper ausbreiten, ist heute weitgehend möglich. Hilfreich für Ärzte ist dabei die stets aktuelle WHO-Klassifikation (WCT), die verschiedene Tumorerkrankungen auflistet und online abrufbar ist. Sie bietet eine Einteilung der Tumoren nach morphologischen, genetischen,
immunologischen und klinischen Merkmalen. Die WHO-Klassifikation dient als Referenzwerk für Pathologen, Onkologen, Wissenschaftler:innen und andere Fachleute im Gesundheitswesen, um Tumorerkrankungen einheitlich zu identifizieren und zu klassifizieren. Sie umfasst verschiedene
Organsysteme und berücksichtigt unterschiedliche Tumorarten, einschließlich gutartiger (benigner) und bösartiger (maligner) Tumoren.
 
Serious doctor listening to patient explaining her painful in his office
 

Personalisierte Medizin als Chance


Die Entdeckung und Entwicklung neuer Wirkstoffe ist ein Meilenstein in der Krebstherapie. Die pharmazeutische Industrie hat in den letzten Jahren eine Vielzahl von Therapeutika hervorgebracht, die gezielt Krebszellen angreifen und so die Wirksamkeit der Behandlung verbessern. Diese neuen Wirkstoffe bieten nicht nur Hoffnung für die Patient:innen, sondern eröffnen auch vielversprechende Wege für personalisierte Therapieansätze. Durch die genaue Analyse der genetischen und molekularen Eigenschaften von Tumoren können individuelle Behandlungspläne erstellt werden. Personalisierte Medizin ist jedoch nicht für alle Patient:innen zugänglich, da sie oft teuer ist, spezialisierte Einrichtungen erfordert und nicht flächendeckend verfügbar ist. Auch datenschutzrechtliche und ethische Bestimmungen behindern teilweise die Umsetzung. Hier steckt also noch ausreichend Verbesserungspotenzial.

Patient & Arzt als Team

Die Patientenbeteiligung spielt in der Krebsforschung ebenfalls eine elementare Rolle und spiegelt den Wandel in der Forschung wider. Patient:innen werden nicht mehr nur als Empfänger von Therapien gesehen, sondern als aktive Partner im Prozess. Ihr Verständnis der Krankheit, ihrer Bedürfnisse und Erfahrungen wird heutzutage von Expert:innen als wichtige Information anerkannt. Durch ihre Einbindung in den Forschungsprozess wird nicht nur ihre Perspektive besser berücksichtigt, sondern auch eine engere Verbindung zwischen den Forschenden und der realen Lebenswelt der Betroffenen hergestellt. Diese Form der Zusammenarbeit bringt effektivere Therapieansätze hervor und stärkt das Vertrauen in Behandlungsformen.
 
Patient:innen werden so zu aktiven Gestaltern ihrer eigenen Gesundheitsversorgung und helfen, die Forschung praxisnäher und passgenauer zu gestalten. Gleichzeitig können Ärzt:innen mit digitalen Tools und automatisierten Prozessen wertvolle Zeit bei der Behandlung von Krebspatient:innen gewinnen. Denn elektronische Patientenakten, automatische Benachrichtigungen zu Vorsorgeuntersuchungen und datengestützte Analysetools ermöglichen ein effizienteres Management von Patienteninformationen und eine bessere Früherkennung. Dank der Digitalisierung gewinnen Ärzt:innen viel Zeit und können sich somit intensiver auf die individuellen Bedürfnisse der zu Behandelnden konzentrieren.
 
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Das Ergebnis

Die Hoffnung auf ein allheilendes Medikament gegen Krebs ist berechtigt, sollte aber realistisch betrachtet werden. Die Fortschritte in der Krebsforschung haben bereits das Leben vieler Patient:innen verbessert, und die Entwicklung innovativer Therapien geht weiter. Die Herausforderungen sind jedoch groß, und es ist wichtig, sowohl die Fortschritte als auch die Grenzen der aktuellen Forschung zu verstehen.
 
Die Zukunft wird vielleicht keine vollständige Heilung bringen, aber sie verspricht eine stetige Verbesserung der Lebensqualität von Krebspatient:innen durch innovative und personalisierte Behandlungsansätze. Hier hilft die Digitalisierung den Ärzt:innen. Sie schaffen nicht nur mehr Zeit im Praxisalltag. Sie unterstützen vor allem mit der enormen Menge an relevanten Patientendaten umzugehen und so schneller und besser die richtige Diagnose zu treffen. Wir unterstützen Sie gerne bei der Umstellung auf ein digitales Praxismanagement. Sprechen Sie uns an.