jameda: Herr Dr. Pförringer, wie schätzen Sie den Grad der Digitalisierung im deutschen Gesundheitswesen ein?

Dr. Dominik Pförringer: Deutschland ist digital generell gut aufgestellt, hat aber noch großes Potenzial nach oben. Wir bieten Spitzenmedizin: Wir versorgen Patienten hier in Deutschland erstklassig, dann verdienen der Arzt und sein Team auch qualitativ hochwertige Soft- und Hardware Lösungen.

jameda: In welchen Ländern läuft die Digitalisierung besser - und warum?

Dr. Dominik Pförringer: Kleine Länder wie Estland oder hierarchische Regierungsformen wie Singapur sind uns voraus. Die Sorge um den Datenschutz und die Bürokratie stehen uns Deutschen im Weg. Zudem wurde über Jahrzehnte viel zu wenig in IT, also in die Digitalisierung der Medizin, investiert. Hier gilt es, enorme Rückstände aufzuholen und regulatorische Hürden abzubauen.

jameda: Welche Herausforderungen haben Ärzt:innen in Praxen, wenn es um digitale Services geht?

Dr. Dominik Pförringer: Es mangelt an Akzeptanz, an Verständnis und an Budget. Jeder Tag ist eine Schlacht gegen Papier, gegen bürokratische Hürden und gegen die Innovationsfeindlichkeit einiger weniger. Eine kleine Minderheit bremst die große Mehrheit aus. Oft existieren innovative Systeme, werden jedoch aufgrund der vorgenannten Ressentiments zu wenig genutzt.

jameda: Wie begegnen Sie dem Widerstand gegen den digitalen Wandel, sei es von Seiten des Personals oder der Patienten?

Dr. Dominik Pförringer: Durch Optimismus und positive Beispiele. Wer dem Patienten und dem Personal tagtäglich zeigt, was sich durch Digitalisierung beschleunigen, vereinfachen und sicherer lösen lässt, findet rasch Akzeptanz. Es gilt Brücken zu bauen, Verständnis zu entwickeln und Ängste zu nehmen. Digitalisierung ist der smarte Co-Pilot und keine Bedrohung. Wichtig ist es, auf europäische Lösungen zu fokussieren und keine Daten ins Ausland gelangen zu lassen.

jameda: Lassen Sie uns einmal die positiven Aspekte beleuchten: Welche Top 3 der digitalen Services setzen Sie in Ihrer Praxis ein, und welchen Einfluss haben diese auf die Patientenversorgung oder Ihren Praxisalltag?

Dr. Dominik Pförringer: Die Top 3 sind für mich ganz klar:

• Die App des Laboranbieters Dr. Becker, die mir in Echtzeit und ubiquitär Einblick in alle Ergebnisse meiner Patienten gibt
• jameda – die es mir erlauben, Termine online zu organisieren und das Feedback der Patienten einzuholen  - insbesondere wichtig für meine Sprechstunde am Abend und am Wochenende
• Doctos – die sprachbasierte und KI unterstütze Dokumentations- und Abrechnungslösung, die jeden Tag Stunden spart und die Bürokratie massiv reduziert.

jameda: Welche Innovationen im Bereich der Digitalisierung erwarten Sie in den nächsten Jahren für Arztpraxen in Deutschland? Gibt es bestimmte Technologien, die das Potenzial haben, die Branche zu revolutionieren?

Dr. Dominik Pförringer: Sicherlich wird der Einsatz von KI zunehmen. Meine klare Hoffnung ist es, dass sämtliche repetitiven und redundanten Aufgaben, insbesondere im Bereich Bürokratie von technischen Lösungen übernommen werden. Kommunikation und Interaktion, der Austausch von Daten wird rein digital stattfinden. Das alles kommt dem Wohl des Patienten zu Gute. Zeit wird sinnvoller allokiert. Ein Arzt, der tippt, kann nicht heilen. Daher glaube ich an Spracherkennung in Kombination mit Künstlicher Intelligenz. Die Analysemöglichkeit großer Datensätze birgt ein enormes Potenzial.

Jedes Jahr im November diskutieren wir auf dem Digital Health Summit im November in München die aktuellen Trends und Themen. www.DigitalHealthSummit.de

jameda: Vielen Dank für das Gespräch, Herr Dr. Pförringer.