Feb 15, 2023

Fachkräftemangel in der Gesundheitsbranche

Eine Medizinerin sitzt alleine in einem KrankenhausgangWas Sie als Ärztin oder Arzt gegen den Fachkräftemangel in der Medizin tun können. 

Der zunehmende Fachkräftemangel trifft auch die Gesundheitsbranche hart und stellt Ärztinnen und Ärzte, aber auch unsere Gesellschaft vor große Herausforderungen.

Im Folgenden möchten wir Ihnen einen Einblick in den Status Quo geben und darauf eingehen, welche Faktoren den Fachkräftemangel gerade in der Healthcare-Branche verstärken.

Am Ende dieses Artikels geben wir Ihnen fünf konkrete Tipps an die Hand, mit denen Sie als Arzt bzw. Ärztin Ihre Praxis gegen den Personalmangel wappnen können. Außerdem fassen die gemeinsam mit den Experten Cai-Nicolas Ziegler, CEO der doctari group und Jakob Stähle, Account Manager bei der HiPo Ärztevermittlung

Status Quo der Healthcare-Branche in Deutschland

Auf 100 offene Stellen zählte die Bundesagentur für Arbeit1 im Jahr 2021 noch 102 Medizinische Fachangestellte, ein Jahr später nur noch 75. Eine aktuelle Studie von PwC geht davon aus, dass bis zum Jahr 2035 insgesamt 1,8 Millionen Gesundheitsfachkräfte fehlen werden. 

Diese Prognose ist angesichts unserer alternden Gesellschaft besonders alarmierend. Immer weniger medizinisches Personal wird sich um immer mehr Patient:innen mit immer komplexeren Krankheitsbildern kümmern müssen.

Die Arbeitsbelastungen im Health-Umfeld sind aktuell bereits sehr hoch und werden sich damit weiter verschlimmern. Keine guten Voraussetzungen, um Menschen für einen Berufseinstieg in die Branche zu begeistern oder vorhandene Fachkräfte zu halten. 

Auch die fehlenden oder begrenzten Weiterentwicklungsmöglichkeiten machen die Healthcare-Branche derzeit zu einem unattraktiven Berufszweig.

Viele Gesundheitsfachkräfte können die Aufgabeninhalte in ihrer Laufbahn kaum erweitern, da Stellenprofile begrenzt sind wie bspw. bei Intensivpflegerinnen und Intensivpflegern. Die Aufstiegsmöglichkeiten sind somit im Vergleich zu anderen Berufen und Branchen beschränkt.

Hauptursachen des Personalmangels in der Healthcare-Branche

Die Wechselbereitschaft ist in der Pflege besonders hoch: Die oben genannte PwC-Studie zeigt, dass weniger als jede dritte Gesundheitsfachkraft mit leitender Tätigkeit plant, bis zur Rente im derzeitigen Beruf zu bleiben.

Doch ein weiteres Ergebnis enthüllt eine noch dramatischere Entwicklung: Fast jede dritte Intensiv-Pflegekraft (vorwiegend Pflegepersonal, Rettungssanitäterinnen und -sanitäter sowie Medizinische Fachangestellte) möchte ihren Job sogar in den nächsten 12 Monaten kündigen.

Diese Zahlen sind angesichts der folgenden Problematiken durchaus nachvollziehbar: Medizinisches Personal leidet unter einer sehr hohen Arbeitsbelastung, einer geringen gesellschaftlichen Anerkennung, der unzureichenden Vergütung und dem genannten Fachkräftemangel, der die viele Arbeit auf noch auf weniger Schultern verteilt.

Die in der Branche üblichen Schichtdienste und die mit dem Beruf einhergehenden psychischen Herausforderungen gelten als besonders belastend bei den Befragten der oben zitierten PwC-Studie.

Pflegerische Tätigkeiten spielen außerdem bei Abrechnungen nur eine untergeordnete oder gar keine Rolle. So sind bei einem bspw. stationären Krankenhausaufenthalt nur die Diagnose sowie die erforderliche ärztliche Leistung für die Abrechnung relevant. 

Darin spiegelt sich deutlich die mangelnde Anerkennung wider und begründet sich die unzureichende Bezahlung.  

Der Fachkräftemangel hat auch einen direkten negativen Einfluss auf den Behandlungserfolg von Patientinnen und Patienten. Es kommt zu Versorgungsbrüchen und unnötig langen Wartezeiten für einen Termin bei einer Ärztin bzw. einem Arzt.

Patientinnen und Patienten fühlen sich nicht mehr ausreichend individuell betreut. Ihr Vertrauen in ihren Arzt bzw. Ärztin sowie zunehmend auch in unser Versorgungssystem geht schleichend verloren. 

Doch wie können Sie dem Personalmangel in Ihrer Praxis und Gesundheitseinrichtung effektiv begegnen? 

5 Tipps für Ärzte: Was Sie selbst gegen den Fachkräftemangel tun können

Tipp 1: Optimieren Sie die Aufgabenverteilung in Ihrem Team

Verschaffen Sie sich als Praxisleitung einen Überblick über alle in Ihrer Praxis anfallenden Aufgaben und welche Schritte dafür im Einzelnen bei Ihrem Team anfallen. Holen Sie sich dazu das Feedback Ihrer Angestellten ein und lassen Sie sich einen ehrlichen Einblick geben.

So erfahren Sie wertvolle Details und erkennen nach und nach, wo sich vielleicht unnötige Redundanzen eingeschlichen haben und daher kostbare Zeit verloren geht. 

Überprüfen Sie auch die Stellenprofile Ihrer Angestellten und verfeinern Sie diese. So weiß jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter, was seine bzw. ihre konkreten Aufgaben sind und welche Entscheidungsfreiheiten er oder sie hat. Geben Sie Verantwortung ab, um auch sich selbst zeitlich zu entlasten.

Tipp 2: Nutzen Sie die Chancen der Digitalisierung

Online-Tools wie die jameda Arzt-Patienten-Plattform nehmen Ihnen und Ihrem Praxispersonal viel Arbeit ab. So können Ihre Patientinnen und Patienten ihre Termine schnell und einfach online planen und verwalten. Das ist besonders bequem, denn der Anruf oder Gang zu Ihrer Praxis entfällt.

Zudem sparen digitale Tools nicht nur Ihren Mitarbeitenden, Patientinnen und Patienten viel Zeit, sondern wirken sich auch auf die Attraktivität Ihrer Praxis für potentielle Bewerbende aus: Knapp 42 % der an einem Pflegeberuf interessierten und aktuell im Healthcare-Bereich tätigen leitenden Angestellten, Ärztinnen und Ärzte geben an, neue Technologien würden den Pflegeberuf für sie attraktiver machen

Die Digitalisierung ermöglicht der Gesundheitsbranche und Ihrer Praxis insgesamt eine enorme Entlastung.

So generiert bspw. eine digitale Terminvereinbarung wie von jameda dem deutschen Gesundheitswesen eine Ersparnis von 500 Millionen EUR jährlich – wie eine Untersuchung von McKinsey belegt.

Tipp 3: Sichtbarkeit ist das A und O

Sie wissen sicherlich bereits, wie wichtig eine Online-Präsenz Ihrer Praxis auf einer Arzt-Patienten-Plattform ist, um Patientinnen und Patienten auf sich aufmerksam zu machen. Ihre Sichtbarkeit über ein professionelles Praxisprofil auf diesen Plattformen ermöglicht Ihnen aber auch, das Interesse von potentiellen Bewerber:innen zu wecken.

Legen Sie bei der Pflege Ihres Profils daher Ihren Fokus auch auf diese Zielgruppe. Welche Informationen benötigt diese, um Ihre Praxis als einen modernen und interessanten Arbeitsplatz zu erkennen? 

Nutzen Sie darüber hinaus auch Social Media sowie eine professionelle Homepage, um Ihre Praxis zu präsentieren und authentische Einblicke zu gewähren.

Denn: Sie erreichen über diese Kanäle sowohl Patientinnen und Patienten als auch Bewerbende und können gleichzeitig bei beiden Zielgruppen punkten. Womit wir beim nächsten Tipp wären:

Tipp 4: Bieten Sie zielgruppenspezifische Benefits und kümmern Sie sich um Ihr Employer Branding

Um die passenden Mitarbeitenden zu finden, müssen Sie diese richtig ansprechen und dort abholen, wo sie stehen. Was sind ihre Bedürfnisse oder auch Ängste? Welche Punkte stören potentielle Bewerbende immer wieder an medizinischen Stellenprofilen? Welche Faktoren könnten vor allem potentielle Auszubildende ansprechen?

Nach einer aktuellen Umfrage sind 45 % der Medizinischen Fachangestellten mit ihrem Beruf unzufrieden. Der Grund für Unzufriedenheit und Wechselbereitschaft ist dabei vor allem die fehlende Wertschätzung, wie über die Hälfte der befragten Medizinischen Fachangestellten in Kliniken und 35 % der Befragten in Arztpraxen angaben.

Hier können Sie ansetzen, um Bewerbende auf sich aufmerksam zu machen. Zeigen Sie in Ihren Stellenanzeigen und auf Social Media, dass Mitarbeitende bei Ihnen ein wertschätzendes Umfeld finden. Dazu gehört, dass deren Bedürfnisse respektiert werden, flexible Arbeitszeitmodelle und Weiterbildungen ermöglicht werden und ihre Mitsprache willkommen ist.

Lassen Sie Ihr Praxisteam in den Employer Branding Kampagnen ebenfalls zu Wort kommen, um Ihre Benefits mit Leben zu füllen und noch authentischer zu vermitteln. 

Tipp 5: Mitarbeitendenbindung nicht vergessen

Bei all den Bemühungen in der Talentakquise darf eines nicht vernachlässigt werden: die Bindung Ihrer aktuellen Gesundheitsfachkräfte. Auch diese möchten natürlich Wertschätzung erfahren und sich von Ihnen gesehen fühlen.

Nutzen Sie vertrauliche Gespräche, um jede einzelne Mitarbeiterin und jeden einzelnen Mitarbeiter abzuholen, mehr über den Stand ihrer bzw. seiner Zufriedenheit zu erfahren und individuelle Schritte für die weitere Zusammenarbeit und Entwicklung zu planen.

In größeren Praxen eignen sich anonyme Online-Befragungen, um ein Gefühl für die Mitarbeitendenzufriedenheit zu bekommen. Prüfen Sie außerdem Ihr Profil auf Bewertungsplattformen. Gehen Sie dort immer freundlich auf Kritik ein.

Schließlich hilft Ihnen das Feedback in den Bewertungen, mehr über Ihre Vorzüge als Arbeitgebender zu erfahren – und auch Verbesserungen anzustoßen, die Ihre Praxisattraktivität weiter steigern.

Nutzen Sie die Erkenntnisse aus den Mitarbeitendengesprächen, Online-Befragungen und Bewertungen, um noch besser die Erwartungen Ihres Teams zu erfüllen, bspw. hinsichtlich gewünschter Benefits.

Auch der bereits genannte Einsatz von Online-Tools wie der Terminvereinbarung von jameda trägt zur Zufriedenheit Ihrer Mitarbeitenden bei. Viele zeitraubende, administrative Tätigkeiten fallen damit weg.

Ihr Team wird deutlich entlastet, kann sich mehr auf Ihre Patientinnen und Patienten konzentrieren und somit den pflegerischen Aspekt wieder in den Vordergrund stellen.

Ärzt:innen sollten selbst aktiv werden

Der Fachkräftemangel im Gesundheitswesen wird unsere Gesellschaft grundlegend verändern. Eine Reform der Gesundheitspolitik und kontinuierliche Tarifanpassungen sind seitens der Politik dringend notwendig, um die sich verschärfende Lage abzufedern.

Doch auch Ärztinnen und Ärzte selbst müssen aktiv werden. Cai-Nicolas Ziegler, CEO der doctari group, betont dabei vor allem die Bedeutung der Mitarbeiterbindung:

„Der Fachkräftemangel in der Medizinbranche stellt eine immense Herausforderung dar. Es ist nicht nur wichtig, Mitarbeiter:innen ein attraktives Jobangebot und einen guten Start zu ermöglichen. Es geht vielmehr darum, langfristige Perspektiven für sie zu schaffen. 

In einer gesunden und sich weiterentwickelnden Arbeitsumgebung wird sowohl in neue, aber vor allem auch bereits bestehende MitarbeitenInnen investiert. Durch Berücksichtigung der Karriereziele und Bedürfnisse der einzelnen Personen kann Vertrauen und Bindung aufgebaut werden."

Jakob Stähle, Account Manager der HiPo Ärztevermittlung, betont zudem, wie wichtig es ist, bei der Gewinnung von neuem Praxispersonal ungewöhnliche Wege zu gehen:  

„Um in Zeiten des Fachkräftemangels medizinisches Fachpersonal für Ihre Praxis zu gewinnen, sind neue, ungewöhnliche Wege des Recruitings zu gehen - am besten noch vor den Mitbewerbern. Zeigen Sie Persönlichkeit und seien Sie nahbar. Denn Menschen gewinnen Menschen.
 
Diese Mitarbeiter dann auch zu halten, erfordert ein ausgearbeitetes Onboarding-Konzept für den Start und ein kontinuierliches Empowerment, z.B. durch Fortbildungen und individuelle Förderungen, sowie ein Benchmarking der regionalen Mitbewerber (Vergleich von Gehalt und Arbeitsbedingungen).“   

Über jameda

Eine professionelles Partnerunternehmen wie jameda kann Sie als Arzt bzw. Ärztin außerdem individuell beraten und unterstützen. Mit unserer Arzt-Patienten-Plattform können Sie beispielsweise bis zu 10 Stunden administrativen Aufwand pro Woche einsparen und so Ihre Personalsituation verbessern. Außerdem profitieren Sie von:

  • Einfachem Terminmanagement
  • Automatischen Terminerinneringen
  • Einer höheren Praxisauslastung durch bequeme Nachrückerfunktion
  • Höherer Patientenzufriedenheit

Unser Team berät Sie gerne telefonisch oder persönlich zu Lösungen, um dem Fachkräftemangel in Ihrer Praxis entgegenzuwirken und Zeit für Sie und Ihr Praxisteam einzusparen.

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