Nov 14, 2023

Chancengleichheit: werden Kassenpatient:innen benachteiligt?

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51% der Patient:innen warten zwischen 7 und 30 Tagen auf einen Arzttermin. Ob GKV-Versicherte dabei benachteiligt werden, zeigen exklusive Zahlen von jameda. 

Ein Rekordhoch an Atemwegserkrankungen, bevorstehende Grippewellen und dauerhafte Probleme wie Fachkräftemangel und demografischer Wandel: das deutsche Gesundheitssystem steht vielerorts an der Belastungsgrenze. Aber sorgen  Versorgungsdruck und steigende Patientenzahlen wirklich für Ungerechtigkeit beim Zugang zu medizinischen Leistungen?

Um den populären Einwand von den benachteiligten Kassenpatient:innen und Forderungen nach einer Bürgerversicherung auf ihre Faktenbasis hin zu untersuchen, hat jameda das Buchungsverhalten und die Wartezeiten von mehr als 5 Mio. Patienten ausgewertet.*

Terminvergabe: die Fachrichtung entscheidet 

Auf den ersten Blick zeigen die Zahlen deutliche Vorteile für Privatpatient:innen: 41% der Online-Buchungen entfallen auf gesetzlich Versicherte, während 59% der Privatpatient:innen einen direkten Termin bei ihren Fachärzt:innen erhalten.
 
Genauer betrachtet kommt es dabei aber stark auf die Fachrichtung an: Mit durchschnittlich 53% der gebuchten Termine haben Kassenpatient:innen bei Dermatolog:innen, HNO-Ärzt:innen und Gynäkolog:innen zumindest gleiche Aussichten auf Online-Termine wie Privatpatient:innen. Deutliche Unterschiede ergeben sich hingegen unter Psycholog:innen, Neurolog:innen und Psychiater:innen. Nur durchschnittlich 20% der Patient:innen, die hier einen Online-Termin erhalten, sind gesetzlich versichert. 

Nach der Terminvergabe: Keine längeren Wartezeiten für Kassenpatienten  

Ganz unabhängig von ihrer Krankenversicherung warten die meisten Patient:innen in Deutschland zwischen einer Woche und 30 Tagen auf ihren Arzttermin (51%). Unerfreulich sind Wartezeiten von über 30 Tagen, die immerhin jede:r vierte Patient:in (25%) in Kauf nimmt. Ein annähernd gleicher Anteil von 24% darf jedoch innerhalb von sieben Tagen zum Behandlungstermin erscheinen. 
 
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Wie die Zahlen zeigen, haben Privatpatient:innen in puncto Wartezeiten kaum Vorteile haben: Mit 14% erhalten sie begehrte kurzfristige Termine nur um 3% häufiger als Kassenpatient:innen. Mittlere Wartezeiten treffen Privatpatient:innen hingegen um 8% seltener an als Kassenpatient:innen, von denen 29% eine Woche und länger warten. Mehr als vier Wochen warten privat Versicherte wiederum um 3% häufiger als Kassenpatient:innen, die auf einen Anteil von 11% kommen. 
 
»Enorme Patientenzahlen, Fachkräftemangel und steigender Kostendruck belasten unser Gesundheitssystem auch weiterhin,« kommentiert jameda CEO Constanze Stypula. »Als Softwareunternehmen befreien wir Ärzte von bürokratischen Aufgaben und optimieren ihre Auslastung, so dass sie effizienter arbeiten können. Das sorgt für kürzere Wartezeiten aller Patient:innen.« 

* Anonyme Auswertung der Nutzungsdaten von ca. 5 Mio. Patienten nach Buchungsverhalten und Wartezeit zwischen Terminvereinbarung und Praxisbesuch vom 1.1. bis 31.10.2023.