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Überweisung zum Psychologen: Wann und warum sie für Patient:innen entscheidend ist

Geschrieben von jameda Redaktion | April 21, 2024

Ärzt:innen stehen oft vor der Frage, wann eine Überweisung an psychologische Spezialist:innen sinnvoll ist. Dieser Artikel beleuchtet Schlüsselfaktoren und Situationen, in denen eine solche Überweisung entscheidend für das Wohlbefinden der Patient:innen sein kann.

Erkennen psychosomatischer und somatopsychischer Erkrankungen:

Bei psychosomatischen Erkrankungen, wo psychische Faktoren körperliche Symptome verursachen, sowie bei somatopsychischen Erkrankungen, bei denen körperliche Leiden die emotionale Verfassung beeinflussen, ist die Berücksichtigung einer psychologischen Betreuung oft wesentlich.
 
Typische Indikationen für eine Überweisung:
  • Patient:innen mit Symptomen ohne organische Ursache: z.B. Schmerzen oder Schlaflosigkeit
  • Lebensverändernde chronische oder akute Erkrankungen wie Krebs oder Herzinfarkt
  • Schwierigkeiten bei der Akzeptanz von Krankheiten und Behandlungen
  • Chronische und starke Schmerzen: Krebsschmerzen, Phantomschmerzen etc.
  • Traumaopfer: Verkehrsunfälle, Katastrophen, ...
  • Patient:innen mit depressiven oder Angststörungen

Vorteile der psychologischen Beratung:

Psychologische Beratungen können einen signifikanten Beitrag zur Verbesserung der Lebensqualität und der Gesundheit leisten. Sie sind mehr als nur ein Gespräch; sie bieten konkrete Vorteile, die sich auf verschiedene Aspekte des Lebens auswirken. Hier sind einige der wichtigsten Vorteile, die eine psychologische Beratung bieten kann:

1. Emotionale Unterstützung:

Einer der grundlegendsten Vorteile einer psychologischen Beratung ist die emotionale Unterstützung, die sie bietet. In einem sicheren und vertraulichen Rahmen können Patient:innen ihre Gedanken und Gefühle frei ausdrücken. Dies ist oft ein wichtiger erster Schritt, um emotionale Belastungen zu verringern und ein Gefühl des Verstandenwerdens zu erleben.

2. Entwicklung von Bewältigungsstrategien:

Im Leben begegnen wir vielen Herausforderungen, die Stress, Angst oder Depressionen verursachen können. Psycholog:innen arbeiten mit ihren Patient:innen zusammen, um effektive Strategien und Techniken zur Bewältigung dieser Herausforderungen zu entwickeln. Dies kann zu einer erheblichen Verbesserung der Fähigkeit führen, mit schwierigen Situationen und Krankheiten umzugehen.

3. Problemlösungsfähigkeiten:

Eine psychologische Beratung ist auch ein Ort, an dem man lernen kann, Probleme aktiv anzugehen. Gemeinsam mit dem/der Therapeut:in können Patient:innen Lösungen für ihre Schwierigkeiten finden, was oft zu positiven Veränderungen in ihrem Leben führt und auch Symptome lindern kann.

4. Verhaltensänderungen:

Ein wichtiger Aspekt der psychologischen Beratung ist die Hilfe bei der Identifizierung und Änderung von schädlichen oder unproduktiven Verhaltensmustern. Dies kann in vielen Bereichen des Lebens zu Verbesserungen führen, von der Gesundheit über persönliche Beziehungen bis hin zur beruflichen Leistung.

5. Behandlung spezifischer psychischer Störungen:

Für Menschen, die an psychischen Störungen leiden, kann eine psychologische Beratung entscheidend sein. Sie bietet maßgeschneiderte Ansätze zur Behandlung und zum Management von Zuständen wie Depressionen, Angststörungen oder PTSD.

6. Prävention:

Darüber hinaus wirkt psychologische Beratung präventiv, indem sie dazu beiträgt, dass sich aktuelle Probleme nicht zu schwerwiegenderen psychischen Störungen entwickeln. So können auch mögliche zukünftige Symptome durch psychologische Ursachen verhindert werden.

7. Verbesserung der Lebensqualität:

Insgesamt zielt psychologische Beratung darauf ab, die Lebensqualität zu verbessern. Sie unterstützt Menschen dabei, effektiver mit ihren Herausforderungen umzugehen, was zu einem erfüllteren und zufriedeneren Leben führen kann und sich positiv auf die Gesundheit auswirkt.

Psychologische Beratung kann ein mächtiges Werkzeug sein, um das Wohlbefinden und die Gesundheit von Individuen zu fördern. Es ist ein Schritt in Richtung eines bewussteren, ausgeglicheneren und gesünderen Lebens.

Bedeutung der Zusammenarbeit zwischen Ärzt:innen und Psycholog:innen:

Die interdisziplinäre Kooperation zwischen Ärzt:innen und Psycholog:innen ist entscheidend für eine ganzheitliche Patientenversorgung. Diese Zusammenarbeit ermöglicht eine umfassendere Betrachtung der Gesundheit, indem sowohl körperliche als auch psychische Aspekte berücksichtigt werden.
 
Ärzt:innen bringen ihr Wissen über physische Gesundheit ein, während Psycholog:innen ihre Expertise im Bereich des emotionalen und mentalen Wohlbefindens beisteuern. Diese Synergie verbessert nicht nur die Diagnosestellung und Behandlung, sondern unterstützt auch die Prävention gesundheitlicher Probleme. Eine solche Kooperation trägt somit maßgeblich zur Verbesserung der Lebensqualität und der Gesundheit der Patient:innen bei.
 

Die Bedeutung der psychologischen Betreuung in der ganzheitlichen Patientenversorgung

Die frühzeitige Erkennung des Bedarfs an psychologischer Betreuung und die entsprechende Überweisung sind entscheidend für eine umfassende Patientenversorgung.

Die Integration psychologischer Betreuung in die medizinische Versorgung ist wesentlich für das Wohlbefinden und die Gesundheit der Patient:innen. Ärzt:innen sollten sowohl die physischen als auch die psychischen Aspekte im Blick haben, um eine ganzheitliche Betreuung zu gewährleisten. Anzeichen von emotionalen Belastungen, Bewältigungsschwierigkeiten bei Krankheiten oder Lebensveränderungen sowie Anzeichen von Angststörungen oder Depressionen sind wichtige Indikatoren für den Bedarf an psychologischer Unterstützung.

Eine frühzeitige Einbindung von Psycholog:innen kann die Genesung beschleunigen und zu besseren langfristigen Gesundheitsergebnissen führen. Die Förderung eines offenen Dialogs über psychische Gesundheit und die Bereitstellung entsprechender Überweisungen, wenn nötig, sind essenzielle Bestandteile der modernen Patientenversorgung.